Transparente leitfähige Oxide

Gebogene ITO-Schicht auf Glas nach einem Temperatur- und Biegeprozess bei 650 °C.
© Fraunhofer IST, Falko Oldenburg
Gebogene ITO-Schicht auf Glas nach einem Temperatur- und Biegeprozess bei 650 °C.

Die Mitarbeitenden der Abteilung »Optische Systeme und Anwendungen« erforschen und entwickeln seit über zwei Jahrzehnten transparente und zugleich leitfähige Materialien, so genannte transparente leitfähige Oxide TCOs (englisch: transparent conductive oxides). 

Die Arbeiten konzentrieren sich auf die Optimierung von Materialeigenschaften der transparent leitfähigen Oxide (TCO), z. B.  der Leitfähigkeit, der Lichttransmission und der Oberflächenrauigkeit. Dabei steht insbesondere die Adaption für kundenspezifische Anwendungen im Fokus. Dies reicht von der Prozess- und Materialentwicklung auf kleinen Laboranlagen bis zur Überführung zur In-line-Großflächenabscheidung mit geregelten Sputterprozessen, beispielsweise für Solarzellen oder schaltbare Systeme im Bereich der Architekturglasbeschichtung.

Wenn Sie spezielle Fragestellungen oder Beschichtungswünsche haben, sprechen Sie uns gerne an.

Bei klassischen transparent leitfähigen Oxiden (TCOs) wird in der Regel in kristallinen, transparenten Materialien durch Einbringung eines Dotanden die Leitfähigkeit erzeugt. Eine Auswahl derartiger n-leitender typischer transparent leitfähiger Oxide (TCO) sind wie folgend aufgeführt. Die bekannteste und verbreitetste Form der TCO-Beschichtung ist die ITO-Beschichtung auf Basis von Indium-Zinnoxid (In2O3:Sn) 

  • Indiumoxid (In2O3:Sn, In2O3:Mo, In2O3:Ti, In2O3:H)
  • Zinkoxid (ZnO:Al, ZnO:Ga, ZnO:Ti)
  • Zinnoxid (SnO2:F, SnO2:Sb, SnO2:Ta, SnO2:Nb)
  • Titanoxid (TiO2:Nb)

Wir scheiden derartige Materialien zur Ausbildung einer hochwertigen kristallinen Struktur i.d.R. bei erhöhter Substrattemperatur mittels Sputterverfahren ab oder verwenden einen Prozess mit nachträglicher Temperaturbehandlung, bspw. im Fall von In2O3:H (IOH) und TiO2:Nb (TNO).

Eine weitere vergleichsweise neue Klasse sind amorphe transparent leitfähige Oxide (TCO-Materialien). Diese TCO-Materialien basieren auf Mischungen von zwei oder drei Oxiden, die Schwermetallkationen mit der elektronischen Konfiguration (n-1)d10ns0 enthalten.

Aufgrund der äußeren kugelförmigen s-Orbitale bilden diese ein stark delokalisiertes Leitungsband mit hoher Ladungsträgerbeweglichkeit. Diese transparent leitfähigen Oxide TCOs zeichnen sich durch eine gute Leitfähigkeit und hohe Transmission aus, insbesondere im nahen Infrarotbereich (NIR). Zudem können sie bei Raumtemperatur abgeschieden werden. Bekannte Vertreter dieser Materialien sind z. B. Indiumzinkoxid (InZnO, IZO) und Indiumgalliumzinkoxid (InGaZnO, IGZO).

 

Ausgewählte Anwendungsbeispiele unserer TCO-Schichten


Abhängig vom Anwendungszweck müssen die transparent leitfähigen Oxide verschiedene Randbedingungen erfüllen bzw. Kompromisse für die Produktion eingehen. Für verschiedene Anwendungsszenarien sind hier optimierte Lösungen aufgeführt:

ITO-Beschichtungen für beste elektrische Leitfähigkeit

  • Substrat-Temperatur TSub = 350°C
  • Spezifischer Widerstand ρ = 157 µΩcm
  • Schichtdicke z. B. 175 nm ⇒ Tvisuell ≈ 87 %, Schichtwiderstand Rsh = 9 Ω
     

ITO-Beschichtungen für empfindliche Substrate

  • Substrat-Temperatur TSub = Raumtemperatur
  • Spezifischer Widerstand ρ = 815 µΩcm
  • Schichtdicke z. B. 148 nm ⇒ Tvisuell ≈ 85,5 %, Schichtwiderstand Rsh = 55 Ω  
     

ITO-Beschichtungen für »Coat and Bend« Prozesse

  • Beschichtung bei Raumtemperatur und anschließende Temperung
  • Spezifischer Widerstand ρ ≈ 300 µΩcm
  • Schichtdicke z. B. 140 nm ⇒ Tvisuell = 86 %, Schichtwiderstand Rsh = 21 Ω
  • Das Substrat kann während des Tempervorgangs gebogen werden. Die Schicht reißt nicht (sogenannter »Coat and Bend« Prozess). Der mechanische und chemische Schutz des Substrats wird verbessert.
  • Beschichtung komplexer Bauteile, z. B. von Glasrohren, ist möglich

IZO-Beschichtungen für hohe Infrarot-Transmission

  • Substrat-Temperatur TSub = Raumtemperatur
  • Spezifischer Widerstand ρ = 479 µΩcm
  • Schichtdicke z. B. 94,6 nm ⇒ Tvisuell ≈ 79,5 %, Schichtwiderstand Rsh = 50,6 Ω

Wir bieten Forschungs- und Entwicklungsarbeiten für transparent leitfähige Oxide TCOs, z. B. für folgende Bereiche: Strukturierte TCOs (mittels Photolithographie oder Laser), Heizschichten, schaltbare Gläser, Flachbildschirme (TFT), Touch Screens, niedrig emittierende Beschichtungen (low-e), Wärmeschutzschichten, Leuchtdioden (LED, OLED), Solarzellen, Dünnschichttransistoren, Dünnglas-, Folien- und Architekturglasbeschichtungen. Gerne unterstützen wir Sie auch bei kompletten Neuentwicklungen.

Transparent leitfähige ITO-Heizschicht mit Kupferkontakten auf dreidimensionalen Linsenkörpern zur thermischen Schallerzeugung.
Transparent leitfähige ITO-Heizschicht mit Kupferkontakten auf dreidimensionalen Linsenkörpern zur thermischen Schallerzeugung.
Photolithographisch hergestellte ITO-Streifenelektrode mit 96 µm Streifenbreite.
© Fraunhofer IST
Photolithographisch hergestellte ITO-Streifenelektrode mit 96 µm Streifenbreite.
Glasröhre mit transparenter ITO-Heizleiter-Beschichtung. Anwendung: Heizung von Destillierkolonnen in der chemischen Verfahrenstechnik.
© Fraunhofer IST, Jan Benz
Glasröhre mit transparenter ITO-Heizleiter-Beschichtung. Anwendung: Heizung von Destillierkolonnen in der chemischen Verfahrenstechnik.
Transmission von ITO- und IZO-Schichten auf EagleXG-Glas, Glasdicke: 1,1 mm.
© Fraunhofer IST
Transmission von ITO- und IZO-Schichten auf EagleXG-Glas, Glasdicke: 1,1 mm.
Glasröhre mit transparenter ITO-Heizleiter-Beschichtung. Anwendung: Heizung von Destillierkolonnen in der chemischen Verfahrenstechnik.