Atmosphärendruck-Plasmaverfahren

Plasmaentladung in synthetischer Luft.
© Fraunhofer IST, Falko Oldenburg
Plasmaentladung in synthetischer Luft.

Um Oberflächen effektiv zu modifizieren, zu funktionalisieren oder zu reinigen, werden in vielen Branchen der Industrie erfolgreich Atmosphärendruck-Plasmaverfahren eingesetzt. Beispiele sind neben der Medizintechnik die Mikrosystemtechnik, Verpackungs- und Investitionsgüterindustrie, Elektronikindustrie, der Automobilbereich und die Luft- und Raumfahrt. Am Fraunhofer IST entwickeln wir anwendungsspezifisch Plasmaquellen und Beschichtungssysteme, die eine große Bandbreite von Schichtfunktionen abdecken und dadurch zielgerichtet für die Reinigung, Funktionalisierung oder Beschichtung unterschiedlichster Materialien und Geometrien eingesetzt und in bestehende Prozessketten integriert werden können. Neben konventionellen siliziumorganischen Schichtbildnern werden hierfür verstärkt auch biobasierte Systeme verwendet.

Prozess- und Quellenentwicklung zur Oberflächenaktivierung und für funktionelle Beschichtungen

 

Plasmapolymerisation und chemische Funktionalisierung

 

Prozess- und Quellenentwicklung für Atmosphärendruckplasmen

Industrietaugliche, implementierbare Prozesse

Beschichtungsverfahren, die auf nasschemische Prozesse oder nachgelagerte Trocknungsprozesse verzichten, besitzen großes Potenzial für industrielle Anwendungen. Um etablierte Prozesse zu ersetzen, müssen alternative Verfahren einen ausreichenden Reifegrad besitzen, einen Mehrwert bieten und bestenfalls Ressourcen einsparen. Atmosphärendruck-Plasmaverfahren (ADPV) bieten hier zahlreiche Vorteile.

Nachhaltige biobasierte Schichtsysteme

Die Funktionalität von Oberflächen hängt maßgeblich von der chemischen Zusammensetzung der Oberfläche ab. Dies ist bereits in etablierten Atmosphärendruck-Plasmaprozessen der Fall. Werden dem Plasma nun Schichtbildner, sogenannte Präkursoren, zugesetzt, können mittels ADPV dünne Schichten abgeschieden werden. Zunehmend kommen dabei biobasierte Systeme zum Einsatz, die aufgrund ihrer chemischen Eigenschaften eine gezielte Funktionalität besitzen, z. B. hydrophobe, schmutzabweisende oder antimikrobielle Eigenschaften. Vorbild sind in vielen Anwendungsfällen Beispiele aus der Natur.

Angepasste Plasmaprozesse für spezifische Anforderungen

Im Gegensatz zu leichtflüchtigen, konventionellen siliziumorganischen Schichtbildnern ist es erforderlich, die Beschichtungssysteme auf derartige höhermolekulare Ausgangsstoffe anzupassen. Hier setzt unsere Expertise an. Es werden nicht nur großvolumige Rolle-zu-Rolle-Prozesse betrachtet, die lineare Beschichtungssysteme erfordern, sondern auch der robotergeführte Einsatz von Plasma-Jets oder eine ortsaufgelöste Beschichtung mittels Plasma-Printing. Angepasste Plasmaprozesse und Beschichtungssysteme bieten dann die Grundlage für die Abscheidung nachhaltiger Schichtsysteme.

»Unser Know-how in der Plasmaquellenentwicklung liefert im Zusammenspiel mit angepassten Beschichtungs- und flexiblen Produktionsprozessen – mit dem Fokus auf nachhaltig funktionelle Oberflächen – einen wichtigen Baustein für die Kreislaufwirtschaft.«

Dr. Kristina Lachmann, Gruppenleiterin

Plasmaentladung in einer Rolle-zu-Rolle-Anlage zur Oberflächenfunktionalisierung.
© Fraunhofer IST
Plasmaentladung in einer Rolle-zu-Rolle-Anlage zur Oberflächenfunktionalisierung.
Aldyne™-Anlage zur kontinuierlichen Rolle-zu-Rolle Beschichtung.
© Fraunhofer IST, Falko Oldenburg
Umsetzung industrienaher Prozesse durch Rolle-zu-Rolle-Beschichtungsverfahren: AldyneTM-Anlage zur kontinuierlichen Funktionalisierung, -Vernetzung und -Beschichtung.
Mittels Atmosphärendruck-Plasmaverfahren lässt sich eine große  Bandbreite unterschiedlicher Materialien beschichten.
© Fraunhofer IST
Mittels Atmosphärendruck-Plasmaverfahren lässt sich eine große Bandbreite unterschiedlicher Materialien beschichten.