Aktueller Umgang mit fertigungsbedingtem Wasserstoff-Gefährdungspotenzial
Mittels Wärmenachbehandlung kann der eingetragene Wasserstoff zur Effusion angeregt werden, sodass er keinen Schaden am Werkstoff verursacht. Die Behandlungsparameter werden aber aufgrund mangelnder Kenntnisse auf rein phänomenologischer Basis festgelegt. Alternativ könnte die Wirksamkeit der Prozessführung und der Wärmebehandlung durch die in DIN 50969-2 beschriebenen Verspannversuche überprüft werden. Allerdings gestaltet sich eine kontinuierliche prozessbegleitende Überprüfung als zeit- und kostenaufwändig, denn Brüche infolge von H-SpRK können auch noch nach einer Verspanndauer von 200 Stunden auftreten.
Systematische Analyse der prozessbedingten Einflüsse auf die Wasserstoffaufnahme
Innerhalb des Projekts »HAEgaS« wurde am Fraunhofer IST die galvanische Zink-Nickel-Beschichtung von Stahl mit Verfahren der statistischen Versuchsplanung untersucht. Mit dieser Methodik konnten Wasserstoffaufnahme- und Effusionsverhalten der beschichteten Stähle sowie Zusammensetzung, Beschichtungsrate, Chemikalienverbräuche und andere wichtige Kenngrößen von Schicht und Prozess als Funktion von insgesamt acht Faktoren beschrieben und optimiert werden. Im Detail wurden neben Temperatur, Stromdichte und Trommeldrehzahl auch die Badzusammensetzung untersucht, d. h. die Konzentrationen von Ni, Zn, OH-, Komplex- und Glanzbildneradditiven.
Ableitung kritischer Zustände für Betriebsstoffe und Beschichtungsparameter
Mit der statistischen Auswertung der Ergebnisse hinsichtlich der Signifikanzen und der Gewichtung der Einflussfaktoren ist eine Bezifferung der einzelnen Prozesseinflussgrößen möglich. Darüber hinaus lässt die Art der verwendeten Betriebsstoffe Rückschlüsse auf die resultierenden Schichteigenschaften im Allgemeinen sowie auf das Wasserstoffaufnahme- und -effusionsverhalten im Speziellen zu. Hieraus lassen sich realisierbare Eingriffsgrenzen für die Prozesse entwickeln, um einer erhöhten fertigungsbedingten Wasserstoffaufnahme entgegenzuwirken.