Ein Blick hinter die Kulissen unserer IT-Abteilung
In der heutigen digitalisierten Welt sind Unternehmen zunehmend von Informations- und Kommunikationstechnologien abhängig und dabei sowohl internen als auch externen Bedrohungen durch Hackerangriffe ausgesetzt. Eine funktionierende IT-Infrastruktur und leistungsstarke IT-Sicherheitsmaßnahmen sind daher ein wesentlicher Faktor für den Unternehmenserfolg. Am Fraunhofer-Campus in Braunschweig engagiert sich in diesem Bereich ein 9-köpfiges Team, das neben dem betrieblichen Kontinuitätsmanagement weitere zentrale Aufgaben übernimmt wie z.B. die Entwicklung und Umsetzung von Sicherheitskonzepten für neue Institutsstandorte. In dem folgenden Interview verrät uns der Abteilungsleiter der IT, Andreas Schlechtweg, welche besonderen Herausforderungen es bei der Arbeit in einer Forschungseinrichtung gibt und was ihn daran fasziniert.
Was ist das Besondere bei eurer Arbeit in einer Forschungseinrichtung?
Wir haben am Fraunhofer IST das große Glück, Forschungsprojekte mit unserem Wissen begleiten zu dürfen. Insbesondere wenn es um die Auswahl von Techniken und Methoden zur Datengewinnung und -bearbeitung geht, ist unsere Campus-IT ein wichtiger Partner für die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Instituts und kann sich durch fortwährende Schulungen und ein im Laufe der Jahre gewachsenes Gesamtwissen einbringen. Was uns besonders viel Spaß macht, ist die Vielfalt der Herausforderungen. Jedes Forschungsprojekt hat andere Randbedingungen, denen wir gerecht werden müssen. Dazu kommen noch die gesetzlichen sowie die Fraunhofer-internen Vorgaben, die bei den IT-Lösungen beachtet werden müssen.
Worin bestehen die besonderen Herausforderungen eurer Arbeit?
Ein wichtiges Ziel meines IT-Teams ist es, die Forschung mit unseren verfügbaren Mitteln zu unterstützen und dabei Compliance-Vorgaben einzuhalten, was nicht immer einfach ist. Unsere Forschenden nutzen neueste Technologien und Technik, die oft auch aus außereuropäischen Ländern kommt und daher nicht den europäischen Vorgaben unterliegt. Unsere Aufgabe ist es dann, IT-Risiken abzuschätzen und gegebenenfalls durch weitere technische Maßnahmen abzustellen. Dies betrifft Geräte aus dem Bereich des Internets der Dinge ebenso wie den Einsatz von KI. Weitere Herausforderungen brachte das Wachstum des Instituts mit sich. In diesem Zusammenhang hat mein Team nicht nur viele Maßnahmen etabliert, die ungewollten Datenabfluss verhindern, sondern auch die Datenverarbeitung auf ein aktuelles Niveau gebracht und z.B. ein 100 GB-Netz implementiert.
Das Fraunhofer IST besitzt mehrere Standorte – was bedeutet das für eure Arbeit?
Neben dem Hauptstandort in Braunschweig müssen stets auch die Außenstandorte des Fraunhofer IST bedacht und überwacht werden. Bereits bei der Planung der Neubauten spielt die IT-Sicherheit eine wichtige Rolle. Wir sind daher stets von Beginn an mit in die Konzeption involviert. Von Internetzuleitungen, Glasfaser und Serverraum über Stromanbindung, USV, Netzwerk Backbone, Client-Anbindung und LAN bzw. WLAN bis hin zum Access Management sowie Türschließungen mit Zugangskontrolle muss alles genaustens durchdacht werden. Dazu kommen Maßnahmen für notwenige Zertifizierungen oder im konkreten Fall des Fraunhofer ZESS-Neubaus spezielle Sicherheitsvorgaben aufgrund der Nähe zum Flughafen Braunschweig-Wolfsburg.
Welche Chancen bietet der Einsatz Künstlicher Intelligenz in deinem Arbeitsbereich und welche besonderen Herausforderungen gibt es?
KI bietet Unternehmen die Möglichkeit, ihre Geschäftsprozesse zu optimieren, die Effizienz zu steigern und bessere Einblicke in verfügbare Daten zu gewinnen. So können mithilfe von KI-Algorithmen z.B. größere Datenmengen analysiert und Muster erkannt werden, was zu fundierteren Ergebnissen führt und langfristig die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens verbessern kann. Beispiele für den Einsatz von KI in der unternehmensinternen IT umfassen automatisierte Datenanalyse, intelligente Chatbots für den Kundensupport und maschinelles Lernen zur Erkennung von Anomalien im Netzwerkverkehr.
Auch wir am Fraunhofer IST nutzen KI-Technologien, um Unregelmäßigkeiten bei den Sicherheitssystemen, Firewall oder End Point Security zu erkennen. Ein umfangreiches Monitoring-System bestehend aus mehr als 120.000 Sensoren überwacht alles – vom Server über Laborsysteme, bis zur Haustechnik. So können wir bei Störungen schneller reagieren und einen möglichst reibungslosen Forschungsbetrieb gewährleisten.
Neben den genannten Chancen birgt der Einsatz von KI aber auch Herausforderungen im Bereich der Datensicherheit. Je mehr Daten gesammelt und analysiert werden, desto größer wird das Risiko von Datenschutzverletzungen und unbefugten Zugriffen. Hackerangriffe werden zunehmend ausgefeilter und nutzen ebenfalls KI-Technologien, um die unternehmensinterne Infrastruktur anzugreifen und sensible Informationen zu stehlen oder zu manipulieren. Phishing-E-Mails sind ein bekanntes Beispiel für ein solches Vorgehen.
Um sich gegen diese Bedrohungen zu schützen und sowohl interne als auch externe Angriffe abzuwehren, verfolgen wir am Fraunhofer IST eine mehrschichtige Sicherheitsstrategie. Dazu gehören etablierte Verfahren und Prozesse sowie technische und organisatorische Maßnahmen wie Firewalls, Intrusion Detection Systems, regelmäßige Datenbackups und eine kontinuierliche Überwachung der Netzwerke. Konkret betreiben wir u.a. seit mehr als zehn Jahren eine sogenannte Next Generation Firewall, über die der komplette Datenverkehr, der den Campus verlässt, sichtbar und nach vorgegebenen Rahmenbedingungen kontrollierbar ist.
Wird sich eure Arbeit am Fraunhofer IST durch den Einsatz von KI langfristig verändern?
Wir prüfen derzeit, ob KI-Systeme Standardaufgaben übernehmen können. Auf diese Weise möchten wir Freiräume für Aufgaben schaffen, die mit dem Wachstum des Instituts und damit verbunden mit den steigenden Anforderungen an die IT einhergehen.
Was fasziniert dich persönlich an der Arbeit am Fraunhofer IST?
Die Arbeit am IST war für mich von Anfang an spannend und abwechslungsreich. Viele Forschungsprojekte, Neubauten und Außenstellen sind jeden Tag wieder eine Herausforderung. Ein Filter vom Fraunhofer IST im Rover auf dem Mars, das Patientenzimmer der Zukunft, neue nachhaltige Energiespeicher und vieles mehr? Was kann es Aufregenderes geben? Darüber hinaus macht es mir auch sehr viel Spaß, direkt an neuen wissenschaftlichen Lösungen mitzuarbeiten.
Ihr bildet Fachinformatiker*innen aus. Warum sollte man eine Ausbildung am Fraunhofer IST machen?
Die Auszubildenden profitieren am Fraunhofer IST von unserer langjährigen Erfahrung. Mein Team und ich habe hier mit über 200 Servern, vielen Diensten und einem segmentierten Netz eine Grundlage für eine allumfassende Fachinformatiker-Ausbildung geschaffen. Wir lassen unsere Azubis sobald wie möglich an unserer kompletten Infrastruktur arbeiten. Unsere vielfältigen Verfahren zur unverzüglichen Fehlerkorrektur geben unseren Azubis die Sicherheit, die sie benötigen, ohne Angst auch größere Einstellungen am System vorzunehmen. Dazu kommt der teamorientierte Umgang am IST. So fühlen sich unsere Neuanfänger von Anfang an sehr wohl und können ohne Druck sicher lernen. Das zeigt sich auch daran, dass unsere Auszubildenden regelmäßig von der IHK Braunschweig für ihre besonderen Leistungen ausgezeichnet werden.
Letzte Änderung: